Die Gesellschaft zur Rettung bedrohter Begriffe e.V. klärt auf

Eine unvollständige Liste erhaltenswerter Wörter und Wendungen zum täglichen Gebrauch

adrett
(Adj.) hübsch gekleidet.
»Wie adrett und nett war das rote Mützchen auf dem blonden Haar sitzengeblieben vom Anfang bis zum Ende der Fahrt.« [Alice Berend: Die Reise des Herrn Sebastian Wenzel]
blasiert
(Adj.) aufgeblasen, überheblich, arrogant.
»[...] und nun erscheint eine blasierte Persönlichkeit mit Hornbrille, die auf den ersten Blick einem amerikanischen Studenten ähnelt und beim zweiten einem Wallstreet-Broker.« [Willy Seidel: Die Himmel der Farbigen]
Canaille
(Nom., auch: Kanaille) frz. Schimpfwort, in etwa gleichbedeutend mit "Halunke", "Schuft", jedoch mit derberem Unterton.
»Franz heißt die Canaille?« [Friedrich Schiller: Die Räuber]
famos
(Adj.) klasse, spitze, großartig.
»Das ist famos!« rief er. »Das ist famos! Wenn nur Fritz heute abend kommt, damit man ihm die Sache erzählen kann. Ihr seid Hasen – nein, was seid ihr für Hasen –!« [Ida Bindschedler: Die Turnachkinder im Sommer]
Filibuster
(Nom., engl.) eine rhetorische Taktik, durch Dauerreden die Beschlussfähigkeit des Gegners zu blockieren; sinngemäß unsinniges und aufdringliches Geschwätz.
»several measures were killed by Republican filibustering« [Oxford Dictionary]
Hagestolz
(Nom.) ein oftmals älterer, zumeist aber Junggeselle aus Überzeugung. auch abfällig gebraucht für einen heiratsunfähigen Mann.
»Ein alter Hagestolz, alle Gebrechen seines Standes in sich tragend, geizig, eitel, den Jüngling spielend, verliebt, geckenhaft!« [E.T.A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder]
kommod
(Adj.) bequem, angenehm, zweckmäßig.
»Die Gebäulichkeiten aller Art waren nicht elegant, aber Uli sagte für sich: Verdammt kommod. Was er sah an Äckern und Wiesen, Bäumen und Zäunen, war so, daß er sagte: Da könnte man noch was lernen.« [Jeremias Gotthelf: Uli der Pächter]
Lorke
(Nom.) Blümchenkaffee, ein sehr schlechter Kaffee.
»›Ei, so laßt ihn doch zufrieden‹, sagte der Alte; ›es wird ihm vielleicht einmal recht lieb sein, wenn er sich nicht an die verdammte Lorke gewöhnt hat.‹« [Johann Gottfried Seume: Mein Leben]
Metze
(Nom.) Prostituierte, Dirne.
»Die Metze ist gutherzig; doch, das sind alle!« [Friedrich Schiller: Kabale und Liebe]
Rabauke
(Nom.) früher v.a. Schimpfwort für lärmende, zuweilen freche Kinder, heute auch mit positiver Konnotation für jmd., der einen kleineren Regelverstoß begangen hat.
»Na du bist ja ein Rabauke, gehst einfach so bei Rot über die Straße.«
Schmock
(Nom., auch: Schmuck) dem Jiddischen entstammendes Schimpfwort, in etwa wie "Idiot", "Tölpel" oder "Schwätzer", insbesondere für Angehörige des Bildungsbürgertums.
»Aber hat man je von einem Schmock gehört, der mit so herziger Unbefangenheit seine klassische Bildung zur Veranschaulichung seiner Banalität offeriert hätte?« [Karl Kraus: In dieser großen Zeit]
schmuck
(Adj.) hübsch, ansehlich.
»Ein schmuckes Gewand tragen Sie da, Verehrteste!«
Schneid
(Nom.) Mut, Kühnheit, Mumm.
»Wer aber würde nicht wanken, einem Räuberhauptmann gegenüber wie der Kneißl, so edel, so hehr und so voller Schneid?« [Julius Stinde: Emma, das geheimnißvolle Hausmädchen]
Schuft
(Nom.) Bez. für eine Person, die zum Eigennutz und Schaden anderer handelt. Häufig auch für aufdringliche Schwerenöter gebraucht.
»Warum so nah, du Schuft? Ich will deinen Atem nicht auf meinen Wangen.« [Arthur Schnitzler: Fräulein Else]
verbrämt
(Adj., P. von v. verbrämen) beschönigt, kaschiert, euphemisiert. Abgeleitet von der alternativen Wortbedeutung: umrahmt, verziert.
»Ein Kunstwerk ist da und ist in seiner Art entweder gut oder schlecht. Wer es nicht mag, der braucht es ja nicht anzusehen; aber wenn einer sagt: der heutige Mensch mit seiner empfindlichen Psyche usf. – dann überwindet er nichts, sondern er sagt nur, mit einigem Selbstlob verbrämt, daß er dieses Werk nicht mag..« [Paul Ernst: Tagebuch eines Dichters]
verhärmt
(Adj.) bekümmert, bedrückt, verzehrt. auch: vorzeitig gealtert
»Hast ein Gesicht verhärmt und bleich/ Und dünkt mich doch an Schönheit reich./ Mir ist, je mehr ich dich anseh/ So mehr wird mir im Herzen weh,/ Und sänftlich auch, vermischter Weis,/ Daß ich mich nit zu nehmen weiß.« [Hugo von Hofmannsthal: Jedermann]
vermeinen
(V.) annehmen, vermuten, glauben
»Immer Schad ists, daß ihre zarte Haut durch das Haarpuder so schlimm bemakelt wird, denn wenns Leut sehen, die es nicht verstehen, dürften sie wohl vermeinen, die Jungfer habe den Erbgrind, der solche Schuppen von sich werfe[…].« [Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Simplicius Simplicissimus]