Alexa, meine lauschende Mitbewohnerin
Man kann es nicht oft genug betonen: Die wesentlichen Innovationen der großen Tech-Giganten dienen regelmäßig der Erodierung der Persönlichkeitsrechte ihrer Kunden und unbeteiligten Dritten. Ein altes Mantra, möchte man meinen. Doch mit Blick auf Entwicklung der letzten Jahrzehnte und dem öffentlichen wie auch politischen Umgang mit den neuen Überwachern kann man nur mit Ernüchterung konstatieren, dass das Problem sich stetig zuspitzt.
Mittlerweile ist die Technologie an dem Punkt angelangt, die intimsten Lebensbereiche erobern und ausbeuten zu können. Amazon Echo und Google Home sind nicht nur Einrichtungsgegenstände, sie gebären sich als Familienmitglieder, die den Ausflug ins Grüne planen oder den Einkauf besorgen. Noch beteuern die Konzerne, solche Home Assistants wären so verschaltet, dass sie nur auf vereinbarte Stichworte reagieren, ansonsten im Halbschlaf vor sich hin dösen. Doch mit der Verbreitung ihrer geschickt anthropomorph ausgearbeiteten Scheinpersönlichkeiten haben die Kunden einer umfassenderen Überwachung bereits durch vorauseilenden Gehorsam den Weg bereitet. Ab jetzt ist alles nur eine Frage der konditionierten Abhängigkeit.
Als Amazon im vergangenen Jahr seine ersten kassenfreien Supermärkte öffnete, zeichnete sich ein ähnliches Bild ab: Die Kunden nahmen das Angebot zunächst etwas irritiert, bald aber zufrieden an. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Überwachungstechnologie selten so exponiert wie in den Märkten ist. Die unzähligen Trackingsensoren über den Köpfen der Verbraucher sowie die Scan-Schranken an den Ausgängen ließen zumindest ein Stück weit in das Innere der Maschine blicken. Nicht, dass der Laie etwas davon verstünde, aber die Sichtbarkeit der Überwachung ist doch ein wesentlicher Faktor, um sich ihr gegenüber widerständig verhalten zu können.
Allerdings scheint die Innovation, nicht fünf Minuten an einer Supermarktkasse warten zu müssen, vielen Menschen verlockend genug, die Einkaufsgewohnheiten von Gemüse über Tampons bis Schnaps zu offenbaren. Eine Goldgrube, wie auch der Verfasser des Guardian-Artikels feststellt, die allzu voreilig den Konzernen und ihren Datennetzwerken überlassen wird, ohne dass von Seiten der Politik eine substantielles Interesse erkennbar wäre. Währenddessen arbeiten diese immer weiter darauf hin, das perfekte Profil zu erschaffen – von Kunden wie von Dritten, die damit gar nichts zu tun haben möchten –, ein Abbild eines Menschen, so perfekt, dass es Vorhersagen über die reale Person ermöglicht.
Oder wie Aral Balkan feststellt:
»Silicon Valley’s business is to create a digital copy of you and use this as a proxy to exploit your behaviour. Data about you, is you.«