Man kann es nicht oft genug beto­nen: Die wesent­li­chen Inno­va­tio­nen der gro­ßen Tech-Gigan­ten die­nen regel­mä­ßig der Ero­die­rung der Per­sön­lich­keits­rech­te ihrer Kun­den und unbe­tei­lig­ten Drit­ten. Ein altes Man­tra, möch­te man mei­nen. Doch mit Blick auf Ent­wick­lung der letz­ten Jahr­zehn­te und dem öffent­li­chen wie auch poli­ti­schen Umgang mit den neu­en Über­wa­chern kann man nur mit Ernüch­te­rung kon­sta­tie­ren, dass das Pro­blem sich ste­tig zuspitzt.

Mitt­ler­wei­le ist die Tech­no­lo­gie an dem Punkt ange­langt, die intims­ten Lebens­be­rei­che erobern und aus­beu­ten zu kön­nen. Ama­zon Echo und Goog­le Home sind nicht nur Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de, sie gebä­ren sich als Fami­li­en­mit­glie­der, die den Aus­flug ins Grü­ne pla­nen oder den Ein­kauf besor­gen. Noch beteu­ern die Kon­zer­ne, sol­che Home Assistants wären so ver­schal­tet, dass sie nur auf ver­ein­bar­te Stich­wor­te reagie­ren, ansons­ten im Halb­schlaf vor sich hin dösen. Doch mit der Ver­brei­tung ihrer geschickt anthro­po­morph aus­ge­ar­bei­te­ten Schein­per­sön­lich­kei­ten haben die Kun­den einer umfas­sen­de­ren Über­wa­chung bereits durch vor­aus­ei­len­den Gehor­sam den Weg berei­tet. Ab jetzt ist alles nur eine Fra­ge der kon­di­tio­nier­ten Abhängigkeit.

Als Ama­zon im ver­gan­ge­nen Jahr sei­ne ers­ten kas­sen­frei­en Super­märk­te öff­ne­te, zeich­ne­te sich ein ähn­li­ches Bild ab: Die Kun­den nah­men das Ange­bot zunächst etwas irri­tiert, bald aber zufrie­den an. Bemer­kens­wert ist aller­dings, dass die Über­wa­chungs­tech­no­lo­gie sel­ten so expo­niert wie in den Märk­ten ist. Die unzäh­li­gen Tracking­sen­so­ren über den Köp­fen der Ver­brau­cher sowie die Scan-Schran­ken an den Aus­gän­gen lie­ßen zumin­dest ein Stück weit in das Inne­re der Maschi­ne bli­cken. Nicht, dass der Laie etwas davon ver­stün­de, aber die Sicht­bar­keit der Über­wa­chung ist doch ein wesent­li­cher Fak­tor, um sich ihr gegen­über wider­stän­dig ver­hal­ten zu können.

Aller­dings scheint die Inno­va­ti­on, nicht fünf Minu­ten an einer Super­markt­kas­se war­ten zu müs­sen, vie­len Men­schen ver­lo­ckend genug, die Ein­kaufs­ge­wohn­hei­ten von Gemü­se über Tam­pons bis Schnaps zu offen­ba­ren. Eine Gold­gru­be, wie auch der Ver­fas­ser des Guar­di­an-Arti­kels fest­stellt, die all­zu vor­ei­lig den Kon­zer­nen und ihren Daten­netz­wer­ken über­las­sen wird, ohne dass von Sei­ten der Poli­tik eine sub­stan­ti­el­les Inter­es­se erkenn­bar wäre. Wäh­rend­des­sen arbei­ten die­se immer wei­ter dar­auf hin, das per­fek­te Pro­fil zu erschaf­fen – von Kun­den wie von Drit­ten, die damit gar nichts zu tun haben möch­ten –, ein Abbild eines Men­schen, so per­fekt, dass es Vor­her­sa­gen über die rea­le Per­son ermöglicht.

Oder wie Aral Bal­kan fest­stellt:

»Sili­con Valley’s busi­ness is to crea­te a digi­tal copy of you and use this as a pro­xy to exploit your beha­viour. Data about you, is you.«